Cristiano Berti, Can Sungu – Highlife


 

Eröffnung
Freitag, 26. Mai 2017, 19 h

Finissage
Freitag, 30. Juni 2017, 19 h

Laufzeit
27. Mai – 2. Juli 2017

Öffnungszeiten
Freitag, 14:30 – 18:30 h., und nach Vereinbarung
Kolonie Wedding: Samstag, 26. Mai, 14:30 – 18:30 h

Was ist das überzeugendste Bild für ein angenehmes Lebens? Folgt man den Szenen häuslichen Lebens, die in einem der Filme zu sehen sind, aus denen Highlife sich zusammensetzt, ist es das einer gemütlichen Wohnzimmer-Lounge. Das ist nicht besonders überraschend – und doch faszinieren die Nollywood-Filmfragmente, die hier zusammengesetzt werden, gerade weil sie Bilder von Bequemlichkeit wiederholen, die dem Lebensstil des Publikums, für das diese Filme produziert wurden, größtenteils völlig fremd sind. Die in Nollywood, das heisst in Lagos von der nigerianischen Filmindustrie produzierten Filme, zeigen im Wesentlichen zwei entgegengesetzte Lebensweisen: das Leben in der Stadt und das Leben im Dorf. Die Ersteren konzentrieren sich auf Symbole wirtschaftlichen Reichtums: große Autos, schöne Häuser, elegante Kleider. Interessanterweise werden diese Zeichen ökonomischer Macht oft so dargestellt, als ob sie das Ziel eines Lebensstils wären, der von Gewalt und Missbrauch geprägt ist, von Korruption oder eines Pakts mit unsichtbaren, bösen Mächten. In diesen Filmen ist Reichtum, wenn nicht ausdrücklich mit dem Bösen, so doch definitiv mit elitärer Gleichgültigkeit gegenüber den Leiden des Volkes verbunden. Trotzdem üben sie eine starke, unwiderstehliche Anziehungskraft auf das Publikum aus, das größtenteils nicht zu dieser Elite zählt, sondern eher aus einfachen Verhältnissen stammt. Aber ist das nicht überall auf der Welt so? Vielleicht haben nigerianische Filmemacher nur weniger Bedenken, diese psychologische Dimension zu benennen.

Cristiano Berti und Can Sungu unterlegen einem Zusammenschnitt von Szenen aus Nollywood-Filmen mit Musik, die in Lagos in Auftrag gegeben wurde. Dem stellen Berti und Sungu Videoaufnahmen privater Natur gegenüber, die sie zufällig in einer Box mit anderen Videos gefunden haben, zurückgelassen in einer ehemaligen Nigerianischen Videothek in Turin. Die Amateur-Aufnahmen zeigen Bilder, entstanden zwischen 2004 und 2007, die den Bauprozess einer großen Villa irgendwo in Nigeria dokumentieren, wahrscheinlich von einem nigerianischen Migranten in Italien in Auftrag gegeben. Mit ihrer Installation Highlife fordern die Künstler den Betrachter dazu auf, zwischen der dokumentierten und der kinematographisch-inszenierten Realität hin und her zu wechseln – ein Spiel, das uns heute wohl bekannt ist, in Afrika, in Deutschland und anderswo.

 

 

Opening
Friday, May 26, 2017, 7 p.m.

Finissage
Friday, June 30, 2017, 7 p.m.

Duration
May 27 – July 2, 2017

Opening hours
Friday, 2.30 – 6.30 p.m., and by appointment
Kolonie Wedding: Saturday May, 27, 2.30 – 6.30 p.m.

What is the most convincing image of a comfortable life? Judging by the scenes of daily life that recur in the movies which constitute one of the videos of Highlife. it is that of a comfortable lounge. There’s nothing particularly surprising in this, and yet the Nollywood fragments that compose this mash up fascinate because of their tendency to reiterate images of comfort which are completely alien to the lifestyle of most of the audience for whom these films were produced. The films produced in Nollywood, namely in Lagos by the Nigerian film industry, essentially show two opposite ways of life: life in the city and life in the village. The first highlight symbols of economic well-being: powerful cars, nice houses, beautiful clothes. Interestingly, these signs of economic power are often presented as if they were goals of a lifestyle of violence and abuse, the effect of corruption, or the result of evil pacts with invisible powers. In the Nigerian films wealth, if not explicitly associated with evil, is definitely so with the elitist indifference to the sufferings of the people; yet it exerts a powerful and invincible charm on the audience, which is not elitist but popular. And is it not like this everywhere? Perhaps Nigerian filmmakers have fewer qualms about making this psychological dimension evident.

Cristiano Berti and Can Sungu combine a long sequence of cuts taken from various Nollywood movies with an original music score commissioned in Lagos. Alongside this video, Berti and Sungu show a video footage of a private nature, accidentally found in Turin, in a box with other videos abandoned in a former Nigerian video shop. This amateur video, taken between 2004 and 2007, shows the construction process of a large villa somewhere in Nigeria – supposedly commissioned by a Nigerian immigrant living in Italy. With Highlife, the artists invite the viewer to switch back and forth between the documented and the cinematographically-staged reality - a game that is well known to us today in Africa, Germany and elsewhere.