Société Réaliste: Transitioners - London View



*** German version below ***

Opening   Friday, November 27, 2009, 7 p.m.
                  from 9 p.m., Kolonie Wedding Afterhour, Smaragd, Prinzenallee 80

Duration  November 28, 2009 – February 13, 2010

In 2006, the Paris-based cooperative Société Réaliste launched Transitioners, a “trend design agency” specialising in political transitions. Transposing the principles of trend forecasting generally used by the fashion industry to the field of politics, the project questions the revolution as a central category for contemporary Western society. How can a “democratic transition” be produced? What is the role of design in the permanent conversion of political flux into mythology? How can the effect of an event on citizens be transformed into a controlled affect?

Depending on the present political atmosphere, Transitioners defines the general climate in which future social transformation movements will take place, in order to maximize their efficiency. Like any other trend design bureau, Transitioners' clients are designers, who can use the bureau's proposals to design the revolutions to come: logotypes, color charts, lexical fields, etc. Each new trend collection originates from a specific historical event: the inspiration for Bastille Days (2007) was the French Revolution, the collection Le Producteur (2008) was based on the utopias developed during the first three decades of the 19th century, by thinkers such as Fourier, Enfantin, Rodrigues, Cabet, Owen, or Saint-Simon.

After venues in London and Novi Sad Transitioners presents at uqbar its 2009 collection London View. Inspired by the 1848 European Revolution, this collection approaches the “Year of Revolution” and the new political paradigm experienced in those days: the scheme of a synchronous and continental revolutionary attempt. From the first students and workers demonstrations in Paris in February 1848 to the end of the Hungarian Civil War in December 1849, revolutions took place everywhere in Europe. Forty European cities have been the theatres of major collective events that continue to interrogate today’s political context: collective spontaneity, polycentric organization, international collaboration by means of communication and “glocal” networking. Moreover, Friedrich Engels and Karl Marx published in February 1848 for the first time the Manifesto of the Communist Party, an essay that strongly affected the history of the social movement. "Transitioners: London View" questions specific points in Marx and Engels' analyses of the political situation, in particular a certain inaccuracy of their theoretical "London" point of view in regard to the multiplicity and the complexity of the revolutions happening concurrently on the European continent. The collection intends to highlight similar contemporary situations of disjunction between manifold revolutionary practices and standardized theoretical attempts.

On show at uqbar is a series of graphics, juxatposed on the walls of the project space. One of the maps superimposes the political frontiers that existed at the turn of each century between year 0 and year 2000 on the European peninsula and its surroundings. The frontiers are indicated following a specific color tone expressing their age, from pure cyan in year 0 and pure magenta in year 2000. The artists produce in another graphic a colorimetric map of European segmentations, by giving every single portion of land divided between these frontiers a specific teint. In another one, more than 200 color tones are associated with a European city. The list starts with Lisbon as an extreme West point and finishes with Urmia, Iran as the East boundary. In this arrangement, specific colours highlight the 40 European cities that went on insurrection during the 1848 continental revolution. A wall painting mixes the English version of the Manifesto of the Communist Party with an antonymic version by the artists.

Exhibition view

Société Réaliste is a Parisian cooperative created by Ferenc Gróf and Jean-Baptiste Naudy in June 2004, working with political design, experimental economy, territorial ergonomy and social engineering consulting. Polytechnic, it develops its production schemes through exhibitions, publications and conferences.
For further information see: www.societerealiste.net

Friday 27.11.2009 more exhibitions will be opening in the frame of the Kolonie Wedding weekend. A guided tour through the project spaces starts 7.30 p.m. at Prima Center, Biesenthaler Str. 24. From 9 p.m. the Smaragd Bar, Prinzenallee 80, offers drinks and music.

The exhibition is kindly supported by the Institut Français and Culturesfrance, as well as Collegium Hungaricum Berlin and Jan van Eyck Academie.

   

 

 

 

Eröffnung   Freitag, 27. November 2009, 19 Uhr
                     ab 21 Uhr Kolonie Wedding Afterhour, Smaragd, Prinzenallee 80


Laufzeit   28. November 2009 – 23. Januar 2010

2006 lancierte die Künstlergruppe Société Réaliste mit dem mehrteiligen Projekt Transitioners ein „Trendforschungsbüro“, das auf politische Übergangssituationen spezialisiert ist. Die Künstler übertragen Prinzipien der Zukunftsforschung, die normalerweise in der Mode-, Marken- und Produktgestaltung eingesetzt werden, in die politische Sphäre, um auf diese Weise die Revolution als zentrale Kategorie moderner westlicher demokratischer Gesellschaften zu hinterfragen. Auf welche Weise werden „demokratische Übergänge“ produziert? Welche Rolle spielen Gestaltungstheorien und Design bei der Verwandlung von Politik in Mythologie? Wie und mit welchen Mitteln wird der Effekt eines Ereignisses auf die Bevölkerung gestaltet und kontrolliert?

Transitioners bestimmt auf Grundlage der jeweils aktuellen politischen Atmosphäre das Klima, in dem sich kommende soziale Bewegungen entwickeln können, um so deren Wirksamkeit zu maximieren. Wie bei Trendforschungsbüros üblich sind die Kunden von Transitioners Gestalter, die auf die Ideen des Büros, Logos, Farbfächer, Wortfelder etc. zugreifen können, um zukünftige Revolutionen zu entwerfen. Jede neue Kollektion ist einem historischen Ereignis zugeordnet: Bastille Days (2007) war von der französische Revolution inspiriert, die Kollektion Le Producteur (2008) beruhte auf den Utopien, die in den ersten drei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts von Denkern wie Fourier, Enfantin oder Saint-Simon entwickelt wurden.

Nach Stationen in London und Novi Sad präsentiert Société Réaliste bei uqbar die neue 2009er Kollektion London View. Diese Kollektion nähert sich, inspiriert von den europäischen Revolutionen des Jahres 1848, dem „Year of Revolution“ (dt.: Jahr der Revolution) und dem neuen politischen Paradigma dieser Zeit: dem Projekt einer synchronisierten kontinentalen revolutionären Bestrebung. Von den ersten Studenten- und Arbeiterdemonstrationen in Paris Anfang Februar 1848 bis zum Ende des ungarischen Bürgerkriegs im Dezember 1849 zogen sich Revolutionen über ganz Europa. Vierzig europäische Städte wurden zur Bühne dieser kollektiven Ereignisse, die bis heute ihre politische Relevanz behalten haben und Fragen politischer Organisation aufwerfen: kollektive Spontaneität, polyzentrische Organisation, internationale Zusammenarbeit mittels Kommunikation und „glokaler“ Vernetzung. Darüber hinaus veröffentlichten Friedrich Engels und Karl Marx im Februar 1848 erstmals das Manifest der Kommunistischen Partei, ein Essay, der die Geschichte der sozialen Bewegung nachhaltig bestimmt hat. Transitioners: London View hinterfragt spezifische Standpunkte in Marx und Engels Analysen der politischen Situation, vor allem eine gewisse Ungenauigkeit der theoretischen „Londoner“ Sicht in Bezug auf die Vielfalt und die Komplexität der Revolutionen, die sich gleichzeitig über den europäischen Kontinent ziehen. Mit der Kollektion sollen heutige Situationen aufgezeigt werden, in denen revolutionären Praktiken und standardisierten theoretischen Bestrebungen in vergleichbarer Weise voneinander abgekoppelt erscheinen.

In der Ausstellung sind mehrere Grafiken zu sehen, die an den Wänden des Projektraums nebeneinander gereiht sind. Eine Karte überblendet die politischen Grenzen auf der europäischen Halbinsel und Umgebung an den Jahrhundertwenden zwischen dem Jahr 0 und dem Jahr 2000. Jede Grenze ist ihrem Alter nach einem bestimmten Farbton zugeordnet, von reinem Cyan im Jahr 0 bis zu reinem Magenta im Jahr 2000. Durch die Einteilung der Landflächen zwischen den Grenzen in spezifische Farbtöne konstruieren die Künstler in einer weiteren Grafik eine kolorimetrische Karte der europäischen Segmentierungen. In einer anderen Grafik repräsentieren mehr als 200 Farbtöne jeweils eine europäische Stadt. Die Liste beginnt mit Lissabon als äußerster westlicher Punkt und endet mit Urmia, Iran im Osten. Dabei heben spezielle Farben die 40 europäischen Städte hervor, die 1848 Bühne einer Revolution gewesen sind. Ein direkt auf die Wand aufgetragenes Schaubild vermischt die englische Version des Manifests der Kommunistischen Partei mit einer antonymen Version der Künstler.

Ausstellungsansicht

Société Réaliste ist eine Produktionsgemeinschaft, die 2004 von Ferenc Gróf und Jean-Baptiste Naudy ins Leben gerufen wurde und mit politischen Konzepten, experimenteller Ökonomie, territorialer Ergonomie sowie Beratung in Social-Engineering arbeitet. Einem polytechnischen Ansatz verpflichtet, entwickelt Société Réaliste unterschiedlichste Beiträge zu Ausstellungen, Publikationen und Konferenzen. Weitere Infos unter: www.societerealiste.net

Freitag den 27.11.2009 sind im Rahmen des Kolonie Wedding Wochenendes weitere Ausstellungen im Wedding zu sehen. Eine geführte Tour durch die Projekträume started um 19.30 Uhr im Prima Center, Biesenthaler Str. 24. Ab 21 Uhr besteht die Möglichkeit den Abend bei Musik in der Smaragd Bar, Prinzenallee 80, ausklingen zu lassen.

Die Ausstellung wird realisiert mit freundlicher Unterstützung des Institut Français und Culturesfrance, sowie dem Collegium Hungaricum Berlin und der Jan van Eyck Academie.

   

 

Exhibition view | Ausstellungsansicht